Portraits im Schachkreis Mittelfranken-Nord

Joachim Lehfeld im Porträt

10.09.2005
Am Wochenende ging eine Ära zu Ende. Joachim Lehfeld, langjähriger Funktionär im Schachleben Erlangens und vielseitig ehrenamtlich engagiert, verzichtete in Forchheim auf eine weitere Kandidatur zum Schatzmeister des Schachkreises Mittelfranken-Nord. Damit machte jemand den Weg für jüngere Kräfte frei, der selbst über 50 Jahre in der Pflicht gestanden und Hervorragendes geleistet hatte. Aus gesundheitlichen Gründen war es Joachim Lehfeld nicht mehr möglich, weiterhin zur Verfügung zu stehen.

Joachim Lehfeld wurde 1934 in Guhrau bei Glogau in Niederschlesien (heute Gora/Polen) geboren. Nach der Volksschule im Heimatort (1941-1945) flüchtete die Familie 1945 über Dresden, Winterberg im Böhmerwald und ein Sammellager in Passau nach Helmbrechts und schließlich Erlangen. Dort besuchte Joachim Lehfeld das Humanistische Gymnasium (1946-1952) und begann seine berufliche Laufbahn mit einer Lehre bei der Sparkasse Erlangen (1952-1954), wo er später als kommunaler Beamter eingestellt wurde (1954-1997). Vor seiner frühzeitigen Pensionierung war er als Oberamtsrat Zweigstellenleiter in der Liegnitzer Strasse.

Das Schachspiel erlernte er von seinem Vater, der ihn 1954 auch beim damaligen Schachclub 05 Erlangen anmeldete. Dort traf Joachim Lehfeld seinen Schulkameraden Gunter Bösel wieder, der damals so stark spielte, dass er 1955 Mittelfränkischer Jugendmeister wurde. Heute lebt Gunter Bösel in Paris. Seit 1954 spielt Joachim Lehfeld, nur mit einer krankheitsbedingten Pause (2000-2002), ohne Unterbrechung in den Mannschaften seines Erlanger Vereines, der 1969 eine Schachabteilung des Turnerbundes 1888 Erlangen wurde. In den frühen 50-er Jahren, zu Beginn des neu gegründeten Schachkreises Mittelfranken-Nord spielte der SC 05 Erlangen ständig gegen den SV Neustadt/Aisch, später kamen dann nach und nach die Schachabteilungen der SG Siemens Erlangen und des SV Bubenreuth (1955 als Schachklub Bubenreuth begründet) hinzu. Seit den 50-er Jahren nahm er auch an fast jeder Vereinsmeisterschaft bzw. Stadtmeisterschaft teil, allerdings ohne sich in die Siegerliste eintragen zu können. Ein sensationeller Erfolg gelang ihm 1955 durch einen Sieg gegen den legendären Latka, der mehr als zwei Jahrzehnte die Geschicke der Schachgemeinschaft Siemens Erlangen leitete. Joachim Lehfeld war in fast 50 Jahren Schach in vielen Ämtern aktiv und hat sowohl auf Vereins- als auch auf Verbandsebene einen wichtigen Beitrag zur Schachorganisation geleistet. Bei seiner Schachabteilung war er langjähriger Spielleiter, in den 80-er Jahren sogar zwei Jahre lang Abteilungsleiter und fünf Jahre Schatzmeister des Hauptvereines. Seit 1987 ist er Ehrenmitglied des Turnerbundes. 1986 erhielt er des weiteren den Ehrenbrief der Stadt Erlangen für besondere Verdienste im Sport, hauptsächlich für das Management der Bundesliga-Mannschaft des TB 1888 Erlangen seit der Einführung der eingleisigen Bundesliga im Jahre 1980. Im Schachkreis Mittelfranken-Nord war er Schatzmeister (1973-1975), eine Funktion, die er seit 1994 wiederum innehat. Außerdem fungierte er als Spielleiter (1975-1985) und war überdies im Schachbezirk Mittelfranken 2. Spielleiter (1966-1967), Schatzmeister (1968-1974) und Jugendleiter (1960-1964 und 1974-1976). 1985 wurde er mit der Silbernen Ehrennadel des BLSV geehrt.

Eine besondere Anekdote gibt es vom Simultanwettkampf des sowjetischen Großmeisters Jakob Estrin in Erlangen zu berichten. Damals nahm auch Joachim Lehfeld teil, der eine wohl vorteilhafte Stellung herausgespielt hatte. Als der berühmte Meister daraufhin Remis anbot, lehnte dies der Erlanger ab, nachdem sein Tischnachbar ihn zum Weiterspielen ermuntert hatte. Plötzlich schob Estrin die Figuren zusammen und raunzte übers Brett: "Wenn ich sage Remis, dann es ist Remis!" Und so konnte Joachim Lehfeld seine Siegerqualitäten nicht mehr unter Beweis stellen.

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